Dresden - Auf den Spuren der Lebensreform
Erstellt am 05/11/2017 von Daniel Heinig
Ausflug nach Dresden vom 03. bis 05.11.2017
Nach einer gemütlichen Zugfahrt und kurzem Fußweg kommen wir am Freitagabend in unserer Unterkunft in Dresden an. Die Schiffsherberge „Pöppelmann“, benannt nach dem Baumeister des Dresdner Zwingers, Matthäus Daniel Pöppelmann, liegt vertäut in einem kleinen Hafen zwischen den Stadtteilen Pieschen und Neustadt. Sie wurde 1963 unter dem Namen „Karl Marx“ als Ausflugsdampfer in den Dienst der „Weißen Flotte“ gestellt. Nach Umbenennung 1991 und stürmischer Nachwendezeit wurde sie 2013 nach beinaher Verschrottung zur Herberge umgebaut und dient uns nun als Ausgangspunkt unserer Ausflüge.
Der erste führt uns noch am selben Abend zu Fuß in die szenige Dresdener Neustadt, es sind ja noch ein paar hungrige Mägen zu füllen. Das gelingt mit bewährten, aber leckeren Pizza- und Pastagerichten beim Italiener, der unserer Gruppe kurzerhand ein paar Tische zusammenschiebt. Zurück in der Unterkunft besprechen wir Inhalt und Ablauf des Wochenendes, bevor wir uns in unsere Kajüten zurückziehen.
Der Samstag beginnt mit einem großen Frühstücksbuffet aus der Pöppelmann-Kombüse. Anschließend fahren wir zum deutschen Hygienemuseum. 1912 vom Dresdner Unternehmer und Odol-Fabrikanten Karl-August Lingner mit dem Ziel der gesundheitlichen Aufklärung gegründet, ist es wie unser späteres Ziel Hellerau ein Zeugnis der Lebensreform. Wir erhalten dort eine tolle Führung durch die Dauerausstellung. Im Anschluss bekommt jeder noch Zeit, sich den zahlreichen Experimenten sowie den aktuellen Sonderausstellungen „Das Gesicht. Eine Spurensuche“ und „Tierisch beste Freunde. Über Haustiere und ihre Menschen“ zu widmen. Zum Mittag reicht uns heute eine Bratwurst, die auch uns Thüringern mundet. Verschiedenste Baumaßnahmen der Dresdner Verkehrsbetriebe verschaffen uns noch einen kleinen Rundgang durch die schöne Altstadt mit ihren barocken Bauwerken und modernen Straßenkünstlern, bevor wir unsere Tram Richtung Hellerau erreichen.
Die Gartenstadt Hellerau wurde 1909 vom Fabrikanten Karl Schmidt nach der aus England stammenden Idee einer Einheit von Wohnen und Arbeit, Kultur und Bildung in der Nähe des Stadtteils Klotzsche gegründet. Dort wollen wir einen Eindruck gewinnen, wie diese Vorstellungen realisiert wurden und warum das in genau dieser Form geschah. Hier lässt sich eine Brücke zu Jena schlagen, wo sich Architektur und Wohnkultur aus verschiedenen Zeiten und Systemen findet, darunter auch die Gartenstadt am Ziegenhainer Tal.
Zurück in der Unterkunft werfen wir uns in die Sportsachen. Nach dem Warmlaufen am Elbufer probieren wir uns mit Yoga und Achtsamkeitsspielen vor der Kulisse des Japanischen Palais in ungewohnten Disziplinen. Denn nicht der Leistungsgedanke soll jetzt im Vordergrund stehen, sondern Langsamkeit und Konzentration. Entdeckte man in der Zeit der Lebensreform das Wandern, Kneippen und das uns gut aus dem Sportunterricht bekannte Turnen als Wege, die Herausforderungen des damaligen Lebensstiles zu meistern, so kann man die Erfindung neuer und die Wiederentdeckung alter Entspannungsverfahren als Projektion dieses Ziels auf unsere Zeit betrachten.
Zum Abendessen geht es wieder in die Neustadt, diesmal entscheiden wir uns für ein vietnamesisches Restaurant. Bei exotischen Speisen werden Reiseerinnerungen geteilt und Fremdsprachenkenntnisse getestet, über Schule und Lebensläufe gesprochen. Wir lassen den Abend bei Gesellschaftsspielen ausklingen. Bevor uns am Sonntagmittag der Zug nach Hause bringt, sprechen wir noch einmal über das Erlebte und schmieden Pläne für weitere Ausflüge in diese schöne Stadt. Und vielleicht sehen wir die „Pöppelmann“ dann auch wieder.